Viele Erkrankungen, bei denen Fatigue auftritt, haben etwas mit dem Immunsystem zu tun. Entzündungsreaktionen schwächen den Körper und sorgen für chronische Müdigkeit und Erschöpfung. Doch wie die Mechanismen im Einzelnen ablaufen, untersuchen eine Reihe von Wissenschaftler:innen noch immer intensiv. Wäre mehr darüber bekannt, gäbe es wohl schon ein Kraut dagegen oder zumindest konkrete Handlungsanweisungen. Bislang können Beobachtungen und kleine Untersuchungen aber bereits die eine oder andere Lücke füllen. Eine gute Mikronährstoffversorgung, darunter eine ausreichende Menge an antioxidativ wirksamen Mikronährstoffen, kann Fatigue zumindest lindern.
Oxidativen Stress als Fatigue-Motor beenden
Wie Studien zeigen, sind oxidativer Stress und chronische Entzündungen Auslöser für Fatigue.1,2 Bei Brustkrebspatientinnen wurde zudem nachgewiesen, dass diese seltener mit Fatigue zu tun haben, wenn sie gut mit Mikronährstoffen versorgt sind. Der Tipp lautet daher, Patient:innen mit einem hohen Risiko für Fatigue eine obst- und gemüsereiche Ernährung mit Vollkornprodukten und Omega-3-Fettsäuren zu empfehlen. Als Maß für die Versorgung mit Mikronährstoffen kann der Serum-Carotinoid-Spiegel dienen.1
B-Vitamine auffüllen
Um Fatigue zu vermeiden, ist es sinnvoll, sich einmal anzuschauen, was das Gegenteil von Fatigue bewirkt. Frische, Vitalität und Leistungsfähigkeit werden durch ausreichend Energie erst richtig möglich. Für die Bereitstellung von Energie werden B-Vitamine als Ko-Substrate im Citratzyklus benötigt. Insbesondere die Vitamine B1 (Thiamin), B2 (Riboflavin) und B6 (Pyridoxalphosphat) spielen wohl eine bedeutende Rolle. Es konnte bereits gezeigt werden, dass Patient:innen mit chronischer Fatigue eine reduzierte Aktivität derjenigen Enzyme aufweisen, die auf diese drei Vitamine angewiesen sind.3 Ein Mangel an diesen Vitaminen und auch an Mineralstoffen hat zur Folge, dass weniger Energie bereitgestellt werden kann.4 Ihr Tipp an Patient:innen mit Fatigue: Achten Sie auf eine gute Versorgung mit B-Vitaminen. Bei Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme können diese auch gut ergänzt werden.
An Mineralstoffe denken
Einen guten Beitrag zur Linderung von Fatigue können auch Mineralstoffe leisten. Da sind Magnesium, Eisen, Calcium und allen voran Zink zu nennen. In einer Studie wurde ein Zusammenhang zwischen einem niedrigen Serum-Zink-Spiegel und Fatigue entdeckt.5 Der Zink-Spiegel scheint mit der Schwere der Fatigue zu korrelieren. Niedrige Serum-Zink-Spiegel treten oft bei Infektionen und akuten entzündlichen Erkrankungen auf. Die Studienautor:innen gaben den Tipp, fehlende Mineralstoffe auszugleichen und antioxidativ wirkende, entzündungshemmende Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren einzunehmen.
Mikronährstoffe als Supplemente verändern das Stressempfinden
Es konnte gezeigt werden, dass eine Supplementierung von Mikronährstoffen bei Fatigue positive Effekte auf das Stressempfinden haben kann.6 Besonders Supplemente mit – B-Vitaminen wirkten sich positiv auf die Stimmung aus.7 Die Rolle von Mikronährstoffen an Erschöpfungssyndromen ist auch bei gesunden Sportler:innen beschrieben worden: Bei einer guten Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen werden beim Laufen mehr Kohlenhydrate verbrannt. Die Leistung ist also besser. Nach dem Laufen können dann zusätzlich kognitive Herausforderungen besser gemeistert werden, wenn die Mikronährstoffversorgung gut ist.8 Das Fazit lautet auch hier: bei Erschöpfung Vitamin- und Mineralstoff-Defizite ausgleichen!
[1] Kleckner AS, van Wijngaarden E, Jusko TA, et al. Serum Carotenoids and Cancer-Related Fatigue: An Analysis of the 2005–2006 National Health and Nutrition Examination Survey Cancer Res Commun 2022;2(3):202–210.
[2] Kennedy G, Spence VA, McLaren M, et al. Oxidative stress levels are raised in chronic fatigue syndrome and are associated with clinical symptoms. Free Radical Biol Med 2005;39:584–589.
[3] Haep LC, Peters TJ, Wessely S. Vitamin B status in patients with chronic fatigue syndrome. J Royal Soc Med 1999;92:183–185.
[4] Huskisson E, Maggini S, Ruf M. The role of vitamins and minerals in energy metabolism and well-being. J Int Med Res 2007;35:277.
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[6] Huskisson E, Maggini S, Ruf M. The role of vitamins and minerals in energy metabolism and well-being. J Int Med Res 2007;35:277.
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